Feminismus unter Druck? Feminismus als Gegenstand neoliberaler ‚Modernisierung‘ und antifeministischer Krisennarrative

In diesem Vortrag soll es um aktuelle Herausforderungen des Feminismus gehen. Nach wie vor bestehen gesellschaftliche Ungleichheiten, die sich an der Geschlechtszugehörigkeit festmachen. Genderpaygap, weibliche Altersarmut und Feminizide sind aktuelle Schlagwörter, die auf diese strukturell verankerten Ungleichheiten, die der Feminismus bekämpft, aufmerksam machen. Es besteht fraglos Bedarf an feministischer Intervention.


Der Feminismus selbst ist anerkannter aber auch fragmentierter denn je. Diese Vielfalt lässt sich je nach Perspektive als Stärke oder Schwäche interpretieren. Ich möchte in meinem Vortrag einen etwas anderen Blickwinkel einnehmen und zwei Entwicklungen analysieren, die feministische Errungenschaften aus unterschiedlichen Gründen umdeuten, in Frage stellen und bedrohen. Die eine Entwicklung ist der neoliberale Feminismus bzw. die neoliberale Aneignung feministischer Ideen, die andere Entwicklung sind die zunehmenden antifeministischen Angriffe von rechts und die Verbreitung reaktionärer Geschlechterbilder in der Politik und auf Social Media. Insbesondere letztere stellen eine Bedrohung demokratischer Grundwerte da, zu denen nicht zuletzt auch die Gleichheit der Geschlechter und die Toleranz von Vielfalt gehören. Zu diskutieren ist, inwieweit der Antifeminismus als Abwehrkampf gegen die gesellschaftliche Liberalisierung interpretiert werden muss und/oder auch als Reaktion auf den Neoliberalismus.